Die Kirche in Timmel
Die jetzige Timmeler Kirche hatte zwei Vorgänger, wie sich bei der Kirchen- restaurierung Anfang 1976 herausstellte.
Gelegentlich der Herausnahme des Fußbodens gingen der Restaurator Hermann Haiduck, Wilhelmshaven und Wolfgang Schwarz, Leiter der Archäologischen Landesaufnahme der Ostfriesischen Landschaft, ans Werk, um etwas von einer Vorgängerkirche zu erforschen. Sie stießen auf die Fundamente einer um 1300 errichteten Backsteinkirche und auf Spuren einer vielleicht im 12. Jahrhundert an gleicher Stelle erbauten Holzkirche.
Nach dem Abtrag einer Schuttschicht von etwa 30 cm fanden sie eine Brandschicht und darunter Lehmestrich, der durch die Fundamentierung aus dem 13. Jahrhundert unterbrochen, also älter war. Die Holzkirche wurde auf einem Hügel aus losem Sand über einer Torfschicht aufgerichtet. Die Grabungen zeigten, dass dieser Hügel bei den späteren Kirchenbauten nicht weiter erhöht worden ist. Es wurde auch eine Anzahl alter Münzen gefunden, ferner in der Brandschicht größere Getreidemengen (Gerste, Bohnen usw.). Da solche Getreidefunde auch bei Grabungen unter anderen ostfriesischen Kirchen vorkamen, vermutet man, dass auf den Boden der Holzkirche Getreide gelagert wurde, dass beim Brand dieser Kirche auf deren Fußböden herabgefallen sein muss. Die mittelalterliche Backsteinvorgängerin der jetzigen Kirche aus dem dreizehnten Jahrhundert wurde etwa anderthalb Jahrzehnte nach der Weihnachtsflut von 1717 wegen Baufälligkeit abgebrochen.
Die neue Kirche wurde im Jahre 1736 eingeweiht. Sie ist ein langgestreckter ostfriesischer Einraumbau mit Ausrichtung auf den Altar im Ostern, mit gotischen Fenstern und Emporen zunächst im Osten und Westen. Angeblich vorgesehene an drei Seiten umlaufende Emporen wurden nicht ausgeführt.
1884 bekam die Kirche einen neuen Altar. Er wurde von Lümkea Gerdes aus Westgroßefehn gestiftet, kostete 1000 Taler und ist aus edlen amerikanischen Hölzern geschnitzt. Er zeigt den Gekreuzigten mit Maria und Johannes und an den Seiten die Apostel Petrus und Paulus. Neben der Jahreszahl 1884 ist am Altar klein der Name der Stifterin angebracht und ebenso unauffällig der Name des damaligen Timmeler Geistlichen Siemens. Bei Aufstellung dieses Altars wurde die Ostempore abgebrochen. Der alte Abendmahlkelch zeigt noch die Art des romanischen Kelches.
Wie erwähnt, wurden an und in der Kirche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Im ersten Bauabschnitt wurden 1974 zunächst die Sicherung und Ausbesserung des Mauerwerks, die Neueindeckung des Daches und Turmreparaturen ausgeführt. Im zweiten Abschnitt wurde durch Bauunternehmer de Buhr mit der Innenrenovierung begonnen. Unter der Bauaufsicht des Landeskirchlichen Amtes für Bau- und Denkmalspflege, Außenstelle Aurich, wurde ein neuer Fußboden verlegt, eine elektrische Fußbodenheizanlage eingebaut, der Verputz neu aufgeführt und ein neues Gestühl angefertigt.
In der Kirche haben etwa 250 Personen Platz.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Timmeler Kirche gehören die Fenster hinter dem Altar, die seltene bunte Wappenscheiben und Scheiben mit Inschriften aufweisen, deren Ursprung noch nicht geklärt ist und von denen einige aus Fragmenten verschiedener Wappen zusammengesetzt sind.
Die Kanzel stammt aus dem 17.Jahrhundert und wurde in Aurich erbaut. Sie zeigt die Figuren der vier Evangelisten und soll ursprünglich einen braunen Anstrich gehabt haben.
Die Evangelistensymbole sollen mit echtem Gold belegt gewesen sein. Sie war lange Zeit in weiß gehalten mit vergoldeten Evangelistenfiguren. Sie muss aber auch andere Farben gehabt haben, denn an Stellen an denen die weiß Farbe abbröckelte, schimmerte es rot und golden durch. Zwei Kanzelleuchter mit eingravierten Hausmarken und eine alte Sanduhr als Hilfsmittel des Predigers sind noch vorhanden.
Im Jahre 1740 baute Constabel die erste Orgel. Sie wurde im Osten aufgestellt, wobei der Altar verkleinert und zerlegt wurde.
Seit 1886 steht die Orgel auf der Westempore, sie wurde 1917/1918 durch eine neue ersetzt. Es blieb der alte Constabelsche Prospekt, der auch noch in Gebrauch ist. Im Jahre 1962 wurde von dem Orgelbauer Hillebrand in Altwarmbüchen bei Hannover eine neue Orgel für Timmel gebaut. Die Holzschnitzarbeiten des Prospekts gelten als kunsthistorisch bemerkenswert. Die Orgel mit Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal hat insgesamt 18 Register, dazu extra Tremulant und Zimbelstern.
Das ursprüngliche alte Glockenhaus trug drei der ältesten Glocken Ostfrieslands. Eine derselben wurde im Jahre 1741 der Gemeinde Borssum abgekauft und trug die Inschrift: ,,anno domini 1312″. Ukone plobano in Hof- Borsum. Dum tragor audite, rego vor, ad sacra venite (Im Jahre des Herrn 1312, als Uko Leutpriester in Hof- Borssum war. Wenn ich gezogen werde, höret, ich bitte euch zum Gottesdienst.) Eine der Glocken wurde im Jahre 1802 umgegossen. Im Jahre 1850 musste das Glockenhaus dem jetzigen Westturm weichen. Es war zunächst ein Turm an der Breitseite mit Barockhauben vorgesehen, der Plan wurde aber nicht verwirklicht. Eine der Glocken musste im letzten Kriege abgeliefert werden. Die aus Borssum stammende erhielt durch Bombeneinwirkung Sprünge. Der Schaden wurde zwar durch Schweißen behoben, ihr Klang passte aber mit dem der alten Glocke nicht mehr zusammen, so dass die Gemeinde sie wieder nach Borssum verkaufte. Seit diesem Zeitpunkt rief nur noch die letzte Glocke, die nach der Überlieferung ,,uralt“ ist und von Experten als aus dem 13.Jahrhundert stammende bezeichnet wird, die Gemeinde ins Gotteshaus. Am 17.Septemper 1968 konnte die Gemeinde zwei neue, von der Glockengießerei Schilling in Heidelberg gegossene Bronzeglocken einholen, deren Beschaffungskosten zum größten Teil durch eine Sammlung unter den Gemeindemitgliedern aufgebracht werden konnte. Der festliche Zug ging von Ulbargen über Timmelerfeld, Timmel, Westgroßefehn und wieder zurück nach Timmel. Reiter des Timmeler Reitvereines eröffneten ihn, gefolgt vom Posaunenchor auf einem Rollwagen. Dann kam die große silbern glänzende d“- Glocke 34,5 Zentner schwer, mit der Umschrift ,,Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben, Johannes 14, 19b“ und einem schlichten Kreuz auf dem Mantel, dann die kleinste Glocke von elf Zentnern Gewicht mit der Taube über fließendem Wasser und der Inschrift: ,,Ihr seid Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus, Galater 3,26″. Sie ist Tauf- und Kindergottesdienstglocke, während die große Glocke als Sonntags- und Sterbeglocke dient. Damit ist das Dreiergeläut wieder vollständig. – Pastor de Boer gab in einer Ansprache der Freude und dem Dank der Gemeinde Ausdruck und wies auf die Funktion der Glocken als Rufer zum Gottesdienst hin. Der Posaunenchor und die Konfirmanden, letztere mit Versen aus Schillers „Glocke“, umrahmten die Feier.
Pastor
Christoph Schoon
Anschrift
Leerer Landstraße 33
26629 Großefehn / Timmel
Telefon: 04945 / 293
Internet: http://www.kirche-timmel.de
E-Mail: christoph.schoon@evlka.de