Nachdem man über 15 Jahre lang viele Millionen Euro in dem Prestigeprojekt „Reitsport-Touristik-Centrum“ versenkt hat, wurde am 11.04.2023 die Einstellung des Betriebes zum 31.12.2023 in den Gremien der Gemeinde Großefehn beschlossen.
Erwin Adams, Bürgermeister der Gemeinde Großefehn und gleichzeitig Geschäftsführer des kommunalen Eigenbetriebes der Großefehn Tourismus GmbH (GTG), erläuterte zuletzt in der Sitzung des Ortsrates Timmel/Westgroßefehn am 11.04.2023 noch einmal die Zahlen.
Die Beschlussvorlage lautet: „Aufgrund der Feststellungen und Handlungsempfehlungen im Rahmen des Strategiekonzepts wird der in Eigenregie der Großefehn Tourismus GmbH im Reitsport-Touristik-Centrum geführte Reit- und Veranstaltungsbetrieb (Eigenbetrieb) in der kleinen Halle mit den Stalltrakten und Außenflächen sowie der großen Halle mit Nebenräumen mit Ablauf des 31.12.2023 bzw. zum nächstmöglichen Zeitpunkt vollständig eingestellt. Eine zukünftig wirtschaftlich tragbare, nachhaltige und kommunal nutzenstiftende Lösung wird angestrebt.“
Durch die Umsetzung der im Beschlussvorschlag enthaltene Maßnahme in Bezug auf den Betrieb des RTC ist zukünftig von einer wesentlichen Kostenersparnis und Defizitreduzierung in Höhe von ca. 250.000 € auszugehen.
Das Versagen der Großefehn Tourismus GmbH hat auch die Bürger der Gemeinde Großefehn viel Geld gekostet. So hat die seit Jahren defizitäre Haushaltslage der Gemeinde, an der das RTC einen wesentlichen Anteil trägt, zu entsprechenden Steuererhöhungen geführt.
Wer glaubt, dass die Großefehn Tourismus GmbH nur für die touristischen Belange in der Gemeinde zuständig ist, sollte an geeigneter Stelle einmal nachsehen. Ursprünglich war das einmal so. Auch heute ist auf der Internetseite des Gewerbevereins der Gemeinde Großefehn noch zu lesen:
Die Großefehn Tourismus GmbH ist ein Tochterunternehmen der Gemeinde Großefehn und besteht aus vier touristischen Bereichen:
– Freibad in Holtrop
– Campingplatz in Timmel
– Tourist-Information in Timmel
– Reitsport-Touristik-Centrum (RTC) in Timmel
Schaut man etwas tiefer, findet man im Handelsregistereintrag der Gesellschaft, einen Unternehmensgegenstand, der zuletzt im Jahr 2016 geändert wurde mit folgendem Wortlaut.
Neuer Unternehmensgegenstand: Der Betrieb von touristischen Einrichtungen (Camping, Bootssteg, Strandbad, Reitsport-Touristik-Centrum u. ä.) und Schwimmbädern auf dem Gebiet der Gemeinde Großefehn, Betreuung der Tourismus-Information und Zimmervermittlung, die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen aller Art, Förderung der Erzeugung regenerativer Energien, sowie die Erzeugung regenerativer Energien, einschließlich der Errichtung und des Betriebs von Anlagen zur Erzeugung regenerativer Energien. Die Errichtung, der Erwerb, die Verwaltung, die Bewirtschaftung und Vermarktung von Wohnungen in allen Rechts- und Nutzungsformen, darunter Mietwohnungen sowie Eigentumswohnungen und Eigenheime, zur sicheren Wohnungsversorgung von sozial benachteiligten Gruppen der Bevölkerung in der Gemeinde Großefehn und die Übernahme aller anfallenden Aufgaben aus dem Bereich der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, des Städtebaus und der Infrastruktur, der Erwerb, die Belastung und Veräußerung von Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten sowie die Ausgabe von Erbbaurechten.
Das mit dieser zuletzt durchgeführten Änderung des Unternehmensgegenstandes die touristische Ausrichtung der Aktivitäten der GTG zunehmend weniger an Bedeutung hatte, ist nachvollziehbar.
Auch wenn es einen Ferienkalender gibt und die Saison in Timmel am Timmeler Meer von ihren Eckdaten her mit den Osterferien in Niedersachsen bzw. Nordrhein-Westfalen beginnt und mit dem Herbstferienende der vorgenannten Bundesländer endet, so hat man es mal wieder nicht geschafft, das Schmuckstück des Timmeler Hafens, das mehr als 100 Jahre alte Torfschiff „Gretje“ zum Beginn der Osterferien ins Timmeler Hafenbecken zu hieven. Alle Osterurlauber konnten beim Spaziergang durch den Timmeler Bootshafen dieses deutlich sehen. Das Fahrgastschiff „Gretje“ liegt hoch und trocken auf dem Trailer. Es soll erst nach den Osterferien zu Wasser gelassen werden. Während man bei bestem Wetter dann am Gründonnerstag wenigsten noch vier Tretboote und ein Motorboot zu Wasser gelassen hat, sind die restlichen Boote, mit denen die GTG im Verleih eigentlich auch Geld verdienen soll, immer noch im Winterlager.
Unter dem Punkt 5 der Tagesordnung (Sachstand. Errichtung von Wohnmobilheimen im SO3-Gebiet) zur Sitzung des Ortsrates Timmel / Westgroßefehn am 11.04.2023 teilt Gemeindebürgermeister Erwin Adams (parteilos), der auch gleichzeitig der Geschäftsführer der Großefehn Tourismus GmbH (GTG) ist, mit, dass man auf der zentralen, SO3-Fläche ein Flüchtlingscamp mit Mobil-Heimen errichten will.
Das Flurstück mit der Nummer 400 hat ein Fläche von 16.289 Quadratmetern. Wieviel Mobilheime kann man wohl auf dieser Fläche aufstellen?
Erwin Adams führte weiter aus, dass hierzu bereits ein Beschluss der Gesellschafterversammlung der Großefehn Tourismus GmbH (GTG) gefasst wurde.
Auf Nachfrage von Einwohnern, ob man bzgl. dieses Planvorhabens schon einmal mit Anliegern gesprochen habe, erklärte Erwin Adams – in einer kaum zu überbietenden, arroganten und belehrenden Art und Weise -, dass es sich hier um einen Beschluss des Grundstückseigentümers (der GTG) handelt, „Beherbergungsmöglichkeiten zu schaffen“, die durch das aktuelle Bau- und Planungsrecht keine weitere Einbindung der Bürger oder Anlieger vorsehen.
Mit verwaltungstechnischer Präzision erläutert im Anschluß Till de Buhr, (Fachgruppenleiter im Bauamt der Gemeinde Großefehn) kurz die Rechtsgrundlagen und auch den in 2021 neu geschaffenen Paragraphen 246 im Baurecht, der in Satz 12, Nummer 1 eine auf längstens drei Jahre zu befristende Errichtung mobiler Unterkünfte für Flüchtlinge oder Asylbegehrende bis zum Ablauf des 31. Dezember 2024 von den Festsetzungen eines Bebauungsplanes befreit.
Aber Achtung: Die zuletzt genannte Bedingung gilt jedoch nur, wenn die Befreiung auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist, sagt das Gesetz im gleichen Satz. Und dazu müsste man schon mal die nachbarlichen Interessen in diesem Zusammenhang erfragen und miteinander sprechen.
Lieber Herr Bürgermeister, Bürgernähe sieht anders aus.
Ein Flüchtlingscamp in der Mitte zwischen Ferienimmobilien, einem Campingplatz, dem Pick-up Beachclub und dem Badestrand mit Strandsauna passt einfach nicht.
Diejenigen, die Ruhe und Erholung im Luftkurort Timmel suchen, möchten an den wenigen Urlaubstagen im Jahr gerne einmal den Alltag vergessen, sich erholen und das möglichst weit entfernt von den Herausforderungen, die unsere Gesellschaft im normalen Alltag bewältigen muss.
Auf der anderen Seite stelle man sich einmal diejenigen vor, die in unserem Land Zuflucht suchen und sich integrieren sollen. Sie haben – insbesondere in den Sommermonaten – den ganzen Tag den Blick auf Luxus. Den Luxus, dass wir in unserer Gesellschaft freie Zeit auch mal genießen dürfen. Den Blick auf die Barbeque-Spezialisten des angrenzenden Campingplatzes, die ein Schweine-Kotelett nach dem anderen auf dem neusten Weber-Grill wenden. Den Blick auf die im Sommer zum Teil nur wenig bekleideten Urlauber, die im Pickup-Beachclub einen Caipirinha trinken oder die Urlauber, die mit noch weniger Kleidung am Badestrand die Sonne genießen oder die Strandsauna benutzen. Je nach kultureller Herkunft der Flüchtlinge sind hier Schwierigkeiten zu 100% erwartbar.
Ein weiteres bekanntes Phänomen aus anderen Regionen ist, dass die Immobilienbewertung schlagartig sinkt, sobald bekannt wird, dass ein Flüchtlingscamp in der Nachbarschaft entstehen soll oder vorhanden ist. Für diejenigen, die in Timmel in eine (Ferien-)Immobilie investiert haben, ist eine solche Planung ein Schlag ins Gesicht. Es ist nicht nur eine Verschlechterung der touristischen Attraktivität zu befürchten. Wer gerade fertig gebaut hat, die Immobilie voll finanziert hat, muss sich demnächst vermutlich auch von seinem Bankberater die Frage gefallen lassen, ob der Kredit noch werthaltig ist.
Der Wert jeder Immobilie in Timmel ist heute schlagartig gesunken!
Grundsätzlich gibt es Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge. Und auch wir in Timmel wollen hierzu gerne einen Beitrag leisten. Wir wollen, dass Flüchtlingsfamilien maximal vereinzelt werden. Wir finden – gemeinsam – in unserem Ort alternative Flächen, die eine Integration ermöglichen. Neue Familien in der Nachbarschaft werden in Timmel – sofern sie es wünschen – bestmöglich unterstützt und schnell integriert. Man zieht hier nicht in ein Haus, man zieht in ein Dorf!
Die gezielte Unterbringung und Zusammenlegung von Flüchtlingen an einem Ort ist nicht optimal. Die Probleme, die in solchen „Container-Siedlungen“ entstehen, die Substrukturen, die sich entwickeln können und auch Sicherheits- und Hygieneprobleme sind landläufig bekannt.
Herr Bürgermeister, wir fordern Sie auf: „Bitte beschäftigen Sie sich noch einmal mit dem Thema. Allein Ihre Aussage im Rahmen der Sitzung, dass Sie sich vorstellen können, dass nachdem der Flüchtlingsstrom in wenigen Jahren abgeebbt ist und die Flüchtlinge die Mobilehomes wieder verlassen haben, Sie diese Mobilehomes – nach einer Reinigung – einfach in eine Campingnutzung überführen können, lässt die Vermutung aufkommen, dass Sie sich noch nie Wohncontainer – nach einer Nutzung in einer Flüchtlingsunterkunft – gesehen haben.
Herr Bürgermeister, Sie können das besser!
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